Covenant Protestant Reformed Church
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Juli 2010 • Band XIII, Ausgabe 3

 

Die Psalmen 4 und 6 übe r die nicht allgemeine Gnade

Im vierten Psalm, dem ersten Psalm, der im Titel auf musikalische Dinge verweist, fleht David Jehova um Gnade (2) und Befreiung von seinen Feinden (3, 9) an. Als Gott seiner Gerechtigkeit (2), rechnet der Allmächtige dem Psalmisten Gerechtigkeit an (Rechtfertigung) und erfüllt ihn mit Gerechtigkeit (Heiligung) und verteidigt ihn vor den Verleumdungen und Lügen der Gottlosen (3).

Psalm vier unterscheidet scharf zwischen zwei menschlichen Parteien. Auf der einen Seite stehen David, der zu Gott singt und ihn um Erleichterung in Bedrängnis anbetet (2), und seine „Getreuen" (4), das „uns" in Vers 7. Auf der anderen Seite stehen die gottlosen „Männer", die David mit Lügen geißeln (3), das „ihr" auf das sich Vers acht bezieht.

Der „liebliche Psalmdichter Israels" (2. Sam. 23,1) legt Folgendes als Grundprinzip zugrunde: „ Erkennt doch, daß der Herr den Getreuen[und nicht den Gottlosen] für sich erwählt hat! Der Herr wird hören, wenn ich [und nicht die Gottlosen] zu ihm rufe" (Ps. 4,4). Die Antithese zwischen den beiden Nachkommen — dem Nachkommen der Frau (Christus und alle in ihm) und dem Nachkommen der Schlange (Satan und alle Ungläubigen; 1. Mose 3,15) — wird von unserem Bundesgott dadurch geschaffen, dass er uns für sich weiht.

Die „Getreuen" (Ps. 4,4) empfangen „Gerechtigkeit" und „Gnade" von Gott (2), außerdem „Frieden" und „Sicherheit" (9) und eine Antwort auf Gebet (2, 4). Der Psalmist preist Jehova, denn „du hast mir Freude in mein Herz gegeben" (8), Freude als eine Frucht des Geistes Jesu Christi (Gal. 5,22).

Beachte, dass David „Freude" (Ps. 4,8) und „Friede" (9) in Jehova erfährt, ungeachtet seiner (widrigen, irdischen) Umstände. Darüber hinaus ist seine (geistliche) Freude größer als die seiner gottlosen Feinde, sogar, wenn diese in der Welt gedeihen: „ Du hast mir Freude in mein Herz gegeben, die größer ist als ihre, wenn sie Korn und Most in Fülle haben" (8).

Im Gegensatz zu den Gerechten, erhalten die Gottlosen nur „Korn und Most" (8) — was stichwortartig für deren gesamte irdische Versorgung steht, die Gott ihnen in seiner Vorsehung souverän zukommen lässt — jedoch keine „Gnade" oder „Frieden" (9), welche für die „Getreuen" bestimmt sind, die „der Herr [...] für sich erwählt hat" (4). Schau dir die reformierte Erklärung der vierten Bitte des Gebetes von Jesus an: „ »Gib uns heut unser tägliches Brot«: Das ist, wollest uns mit aller leiblichen Notdurft versorgen, auf daß wir dadurch erkennen, daß du der einzige Ursprung alles Guten bist und daß ohne deinen Segen weder unsere Sorgen und Arbeit, noch deine Gaben uns gedeihen und wir derhalben unser Vertrauen von allen Kreaturen abziehen und allein auf dich setzen" (Heidelberger Katechismus, A. 125).

Da Jehova die verworfenen Gottlosen verabscheut („ Denn der Verkehrte ist dem Herrn ein Greuel" Spr. 3,32), ist mit den irdischen guten Dingen, die sie von Gott erhalten, kein Segen verbunden („Der Fluch des Herrn ist im Haus des Gottlosen, aber die Wohnung der Gerechten segnet er" 33).

Die „Gnade" des Herrn als Antwort auf „Gebet" gibt sich als „das Licht des Angesichts [Gottes]" (7) zu erkennen, welches sich „über uns" erhebt — „uns", die wir zu Christus gehören (7) und nicht „die", die nur irdische gute Dinge erhalten (8). Wohingegen Gott „ es auch in unseren Herzen licht werden [ließ], damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi" (2. Kor. 4,6), erfahren die Gottlosen Gottes gnädiges Lächeln nicht durch Jesu Christi Tod am Kreuz, denn „das Angesicht des Herrn steht gegen die, welche Böses tun" (Ps. 34,17).

Die Lehren des fünften Psalms bezüglich Gottes besonderer, nicht allgemeiner Gnade wurden kürzlich untersucht (CR NewsXII:21).

Psalm sechs beginnt mit einem Verweis auf Züchtigung (2), was eine Frucht der Liebe Gottes gegenüber seinen erwählten Kindern ist: „ Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt" (Heb. 12,6). Siehst du die Verbindung? Liebe — Züchtigung — Sohnschaft. Hebräer 12,7-8 erklärt, dass diejenigen, die nicht gezüchtigt werden als illegitim gelten und als „keine Söhne" betrachtet werden. Christus bezeichnet solche Menschen als Söhne Satans: „Ihr habt den Teufel zum Vater" (Joh. 8,44). Mehr noch, wenn diejenigen, die nicht gezüchtigt werden nicht Gottes Kinder sind, können sie dann wirklich von ihm geliebt werden? Wenn Gott seine Söhne liebt und sie darum züchtigt, dann werden diejenigen, die nicht seine Söhne sind und die er nicht züchtigt auch sicher nicht von ihm geliebt. Betrachte in diesem Zusammenhang Sprüche 13,24: „Wer seine Rute spart [d.h. nicht züchtigt], der haßt seinen Sohn, wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten."

Psalm sechs spricht von Gottes strenger Züchtigung Davids: seine Knochen sind „erschrocken" (3) und seine Seele war „sehr erschrocken" (4). Er seufzte und weinte sehr (7-8) als er die Schmerzen des „Todes" (6) fühlte. Dennoch wusste er, dass Gott, der ihn züchtigte, ihn ganz sicher liebte und deshalb flehte er um Jehovas „Gnade" (3) und um seiner „[Bundes] Gnade willen" (5). Doch wohingegen der Psalmist, um Gottes Gnade ihm gegenüber wissend, überzeugt ist, dass Gott seine Gebete beantworten wird (9-10), werden seine gottlosen „Feinde" sicher „zuschanden" (11) werden, denn auch dies geschieht gemäß Gottes souveränem Willen und gerechten Verlangen.

Dieses Umkommen geschieht letztlich in der Hölle und daher spielt Christus im Folgenden auch auf Vers neun („ Weicht von mir, ihr Übeltäter alle) an: „Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer" (Matt. 25,41). Beachte die frappierenden Worte, die Christus Zitat von Psalm 6,9 in der Bergpredigt vorausgehen: „Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen" (Matt. 7,23). Natürlich besitzt der Herr Jesus als der allwissende, alles umfassende Richter ein intellektuelles Wissen von jedem Menschen. Daher muss sich im Gericht das Wort „gekannt" in Christus Worten der Verdammung den verworfenen Gottlosen gegenüber, auf das innige Wissen der Liebe beziehen (siehe 1. Mose 4,1; Amos 3,2; 2. Tim. 2,19). Der Herr liebte oder „[k]annte" die Verworfenen „nie" — nicht ehe Gott die Welt schuf, nicht während ihres Lebens und auch nicht nach ihrem Tod. Dies sind die Worte Christi an sie: „Ich habe euch nie gekannt [oder geliebt]" (Matt. 7,23)!

Gott liebt alle seine angenommenen Kinder und deshalb züchtigt er uns (Ps. 6,2) aus seiner Liebe heraus (Heb. 12,5-8) mit folgender, glorreicher Absicht und mit folgendem Ergebnis: „ damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden" (10). So lasst uns denn an Gottes besonderer, nicht allgemeiner, wirksamen Gnade festhalten und seine liebende Züchtigung nicht „gering achten" und nicht unter ihr „verzagen" (5)! Rev. Stewart


Das Weinen Christi über Jerusalem (2)

Und als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen (Lukas 19,41-42).

In den letzten News erklärte ich, dass diese Schriftstelle etwas ziemlich anderes lehrt als das gnädige, wohlmeinende Angebot des Evangeliums, welches behauptet, dass Gott sich die Erlösung aller Menschen wünscht (inklusive der Verworfenen). Gemäß dieser Ansicht wird mit dem Predigen des Evangeliums beabsichtigt, Gottes Liebe, Barmherzigkeit und Gnade allen Menschen in der Hoffnung zu zeigen, dass der Mensch davon überzeugt wird, seine bösen Wege zu verlassen und an Christus zu glauben. Laut dieser Ansicht gilt Jesu Weinen über die Stadt in Lukas 19 als Beweis seiner Enttäuschung darüber, dass alles was er für diese Stadt getan hatte ein Misserfolg gewesen war.

Viele ernsthafte Einwände können gegen das wohlmeinende Angebot aufgebracht werden. Darunter wäre nicht der geringste Einwand, dass ein allmächtiger Gott (Christus) nicht in der Lage ist, das zu vollbringen was er will: Er möchte alle retten, doch er ist nur in der Errettung einiger erfolgreich. Einige Theologen, die mehr als andere den Lehren des Calvinismus zugeneigt sind, mussten es mit zwei Willen Gottes aufnehmen: ein Wille der Erwählung, dem gemäß Gott nur einige retten möchte und ein anderer Wille, dem zufolge er alle retten möchte. Nicht nur, dass Gott gemäß dieser Ansicht zwei Willen hat, diese Willen widersprechen sich auch!

Doch wir werden uns in diesem Artikel der Newsnicht mit diesem und vielen anderen aufkommenden Einwänden beschäftigen. In etwa einem Monat werde ich mich ausgiebig mit der ganzen Angelegenheit des wohlmeinenden Angebots beschäftigen. Falls Leser an der andauernden Diskussion meines Forums über die allgemeine Gnade (www.common-grace-considered.blogspot.com.) sein sollten, können sie sich gerne per E-Mail bei mir melden (hanko@prca.org), um meine Briefe zu erhalten. Doch an dieser Stelle werde ich unsere Diskussion des wohlmeinenden Angebots auf die Stelle in Lukas 19 beschränken.

Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass Jesu Tränen über Jerusalem im Text nicht als Tränen der Enttäuschung darüber erklärt werden, dass er in seinem Versuch die Stadt zu retten versagt hatte. Seine Tränen galten der drohenden Zerstörung der Stadt für ihren Unglauben. Die Verse 43 und 44 lehren uns, dass „Tage über dich kommen [werden], da deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich ringsum einschließen und von allen Seiten bedrängen werden; und sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, auch deine Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast!"

Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass die Zerstörung Jerusalems gemäß Gottes ewigem Ratschluss geschah. Auch dies wird im Text gelehrt. Jesus beklagt den Umstand, dass Jerusalems Zerstörung nicht geschehen wäre, „ wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient!" Die Dinge, die zu Jerusalems Frieden dienen sind „vor deinen Augen verborgen [von Gott]." Dies ist souveräne Verwerfung.

Im Zusammenhang mit der klaren Lehre der Verwerfung dieses Textes, müssen wir betonen, dass Verwerfung nicht die Verantwortlichkeit des Menschen für seine Sünden vor Gott aufhebt. Gott führt seinen ewigen Ratschluss der Verwerfung auf eine Weise aus, dass der Mensch für seine Sünden strafbar ist und deshalb die ewige Verdammung verdient. Während Gott vor den Führern Jerusalems verbarg „ was zu deinem Frieden dient", waren diese Dinge den Führern wohlbekannt, die darin Schuldig waren diese Dinge zurückzuweisen.

Wenn Jesus sagt „Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch...", bezieht er sich nicht bloß auf ein formalesWissen der alttestamentlichen Schriften, welche die Juden ja besaßen, sondern auf ein rettendes Wissen, das einen geistlich befähigt diese Dinge zu glauben und dementsprechend zu handeln. Diese Unterscheidung ist dieselbe, die Paulus in Römer 1,18ff verwendet. Die Gottlosen wissen, dass Gott der einzig wahre Gott ist und dass man ihm dienen muss, doch sie unterdrücken die Wahrheit mit ihrer Ungerechtigkeit — in diesem Sinn erkennen sie es nicht.

Jerusalem sollte zerstört werden, weil die Juden die Dinge, die zum Frieden Jerusalems dienten nicht erkannten (und glaubten). Die Dinge, die zu Jerusalems Frieden dienten, waren Jerusalems Status als Hauptstadt der Nation und Zentrum der Anbetung Gottes im Tempel. Diese Dinge im Leben Israels deuteten auf, kündigten an und versinnbildlichten den Messias, den Christus, den Einen, der nun gekommen war, um all diese Sinnbilder zu erfüllen. Sie wollten keinen Anteil am Messias haben, sondern klammerten sich törichterweise entschieden an die Bilder und verachteten deren Realität in Christus. Sie waren wie ein Mann, der das Foto seiner Frau verehrt, sie jedoch grausam behandelt und ihr untreu ist.

Doch wenn Jerusalems Zerstörung aufgrund ihres Unglaubens, Gottes souveränes Werk gewesen war, warum weinte Jesus als er den Unglauben der Stadt und ihre herannahende Zerstörung sah?

Diese Frage habe ich bereits teilweise in den letzten News beantwortet, doch vermutlich kann noch mehr darüber gesagt werden. Es steht in vollkommener Harmonie mit Gottes Sein und Christus göttlicher Natur zu sagen, dass Sünde Gott „traurig" macht — so wie sie Christus traurig machte und seine Tränen verursachte. Der Beschluss der Verwerfung, so wie er durch die Sünden der Menschen souverän durchgeführt wird, schließt Gottes Hass Sünden gegenüber und seiner „Betrübnis" über die Verweigerung des Menschen ihm zu dienen nicht aus. Gott hat keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern, dass er von seinem bösen Weg umkehrt (Hes. 33,11). Gott hat keine Freude am Ungehorsam seinem Gesetz gegenüber und erfreut sich nicht an der Rebellion des Menschen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass jemand diese gehässige Lehre lehren würde.

Eine entgegengesetzte Position einzunehmen hieße — hieße es nicht? — dass Gott sich an den Sünden der Menschen erfreut und seine Hände schadenfroh reibt, wenn der Mensch strauchelt. Verwerfung ist souverän, doch der Mensch ist für seine Sünden verantwortlich und seine Schuld bringt Gottes Gericht über ihn. Wenn Gott den Menschen für seine Sünden nicht bestrafen würde, dann wäre er nicht Gott — heilig und wahr, gerecht und makellos, sich an Reinheit erfreuend. Wir gehören und verehren den einen, wahren Gott, der sich an Heiligkeit und Aufrichtigkeit erfreut.

Jesus war traurig, weil Jerusalem ihn ablehnte, wo doch das ganze Alte Testament auf ihn hindeutete, denn er war der Eine, der gekommen war dies alles zu erfüllen.

Gottes Souveränität, auch in der Verwerfung, darf seinen Hass Sünden gegenüber und seine gerechte Bestrafung des Sünders nicht verschleiern. Dass Christus, auch in seiner göttlichen Natur, aufgrund Jerusalems Verdorbenheit traurig gewesen war, darf nicht als Enttäuschung oder Frustration interpretiert werden — so wie im wohlmeinenden Angebot des Evangeliums. Dies muss als Gottes Hass Sünden gegenüber und seiner Entschlossenheit darüber interpretiert werden, das Aufrecht zu erhalten was ihm gefällt, nämlich Heiligkeit. Prof. Hanko

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